Depressiver Partner trennt sich

Hallo, vielleicht hat jemand Erfahrung damit wenn sich ein depressiver Partner trennt?
Mein (Ex)Partner 37 und ich 39 waren 10 Monate zusammen. Es war bei beiden Liebe auf den ersten Blick. Wir hatten eine sehr schöne und intensive Beziehung. Alles ging sehr schnell aber es hat sich so richtig für uns angefühlt. Er hat alles dafür getan damit es mir gut geht. Er war sehr aufmerksam und konnte nicht genug von mir bekommen. Wir und vor allem er, hatten viele Zukunftspläne.
Nun hat er mir vor 4 Wochen ganz plötzlich gestanden, dass er gerade am Ende ist und nicht mehr kann. Er hatte fast einen Zusammenbruch als er mir das sagte.
Er fühle gerade nichts mehr und würde sich emotional von mir distanzieren. Nähe zu mir ist ihm unangenehm und er kann sie nicht zulassen.
Um mich nicht damit zu belasten wollte er sich direkt trennen. Außerdem schämt er sich und fühlt sich wertlos. Er hat kein Selbstwertgefühl.
Ich bat darum, dem ganzen Zeit zu geben. Ich wollte für ihn da sein. Er willigte ein. Wir hatten zwischendurch Kontakt und er geht seitdem regelmäßig zum Therapeuten. Er hat ab und zu erzählt wie es ihm geht und wie die Therapie läuft. Jetzt hat er aber plötzlich vor ein paar Tagen unter Tränen die Beziehung beendet. Er müsse jetzt nur an sich denken und obwohl ich ihn nicht unter Druck setze, spürt er Druck und Überforderung. Ich habe gemerkt, dass es ihm nicht leicht fällt aber er klingt sehr entschlossen. Er überlegt sogar in ein paar Monaten wegzuziehen und einem Neuanfang zu starten. Er ist selbständig und vor Kollegen und der Familie und seinen Freunden behält er die Maske auf. Ich bin die Einzige, die davon weiß.
Es tut so weh, dass er mich wegstößt und dass ich ihm nicht helfen kann. Wir waren doch so glücklich.
Ich hoffe so sehr auf ein Happy End, weiß aber auch, dass ich mir nicht viel Hoffnung machen darf.

Hat jemand ähliche Erfahrungen gemacht? Ich würde mich auf einen Austausch freuen.

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Guten Abend Newbie123,

dein Partner hat dir erst vor 4 Wochen seine Depression offenbart, ist seither nur kurz in Therapie. Er hat sich wegen seiner Überforderung und Scham von dir getrennt, versucht aber beruflich nach außen noch seine Fassade zu wahren.

Trotz seiner Trennung und seiner Distanzierung von dir hoffst du auf ein Happy End.

Ich denke, 4 Wochen sind bei einer Depression noch eine sehr akute Phase. Therapie und Medikamente beginnen vielleicht gerade erst zu wirken. Dein Freund ist noch hilflos in seinem schwarzen Loch gefangen, seine Gefühle sind abgestorben - das hat nichts mit dir zu tun!! - und er fühlt sich völlig hilflos und überfordert.

Was könntest du tun?

Ich denke, es würde ihm schon sehr helfen, wenn du ihm immer wieder sagst "Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst...". Und wenn du ihm vielleicht auch ganz praktische Hilfe in alltäglichen Sachthemen (Haushalt, Bürokratie, Einkäufe...) anbietest, die ihn derzeit überfordern.

Wenn ihn persönliche Treffen allzu sehr verunsichern, weil er sich schämt, zu abgestumpft und teilnahmslos zu wirken, könntest du vielleicht versuchen, dich regelmäßig zumindest schriftlich etwas über Whatsapp auszutauschen.
Wäre er zu so einer niedrigschwelligen unterstützenden Kommunikation bereit?

Vor allem in den größeren Städten gibt es mittlerweile viele Selbsthilfegruppen für depressive Menschen. Ich würde ihm den Besuch einer solchen Gruppe empfehlen.

Bearbeitet von Christoph61
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Wenn du das machst, rutschst du ganz schnell in eine Coabhängigkeit.

Er hat Schluss gemacht. Deine Aufgabe ist jetzt garantiert nicht, ihm den Haushalt zu machen, Einkäufe für ihn zu erledigen oder gar zu versuchen, ihn aus dieser Depression heraus zu holen. Das kannst du auch gar nicht.

Lass ihn ziehen. Wenn es ihm irgendwann besser geht, kann er vielleicht wieder mit einem klaren Blivk auf eure Beziehung schauen und kommt evtl. zurück. Das erzwingen oder mich aufdrängen würde ich an deiner Stelle nicht.

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Guten Morgen Nastjuscha32555,

trägt nicht jede liebende zwischenmenschliche Beziehung ein Element einer "Co-Abhängigkeit" in sich?

Was würdest du einem pflegenden Angehörigen sagen, etwa dass er co-abhängig von seinem pflegebedürftigen Partner ist?

Für mich gehört eine gegenseitige Abhängigkeit zu jeder emotional verankerten Beziehung/Partnerschaft, ich sehe natürlich - auch aus den unzähligen Beiträgen hier im Forum - welche Gratwanderung das für die beteiligten Menschen bedeutet. Das Ausgenutzt-Werden, das eigene Mitleiden lauert immer hinter der Tür.

Was wäre für dich die Alternative?
Autonomie um jeden Preis, auch um den Preis des anderen Menschen, auch um den Preis, den geliebten Menschen zu verlieren?

Ich halte das für eine Frage, die ich nur für mich selbst beantworten kann. Ich kann mich dabei irren. Einen gewissen Schutz bietet mir nur meine Selbstreflexion, die mir signalisiert, wenn eine Beziehung in ihrem Abhängigkeitsverhältnis kippt und die Abhängigkeit droht, krankhafte Züge anzunehmen.

Ob ich dann fähig bin, meine Konsequenzen aus meiner Reflexion zu ziehen, das steht auf einem ganz anderen Blatt.

Bearbeitet von Christoph61
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"Er ist selbständig und vor Kollegen und der Familie und seinen Freunden behält er die Maske auf."

Das heißt, er lebt genauso weiter wie bisher, trennt sich allerdings von dir. Bist du sicher, dass die "Depression" nicht nur die Steigerung ist von "Es liegt nicht an dir es liegt an mir"? Ausgedacht, um dir nicht wehzutun?

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Ich habe, wie schon oben geschrieben, auch darüber nachgedacht... Er ist aber ein sehr ehrlicher Mensch. Wenn es für ihn nicht mehr gepasst hätte, dann hätte er das auch angesprochen. Das hat er immer gemacht. Und mir tut es ja so oder so weh, egal wie er sich trennt.
Er versucht gerade mithilfe des Therapeuten sein Leben zu verändern. Vorallem auch beruflich. Nur geht das natürlich nicht von heute auf morgen. Darauf möchte er sich nun fokussieren. Für alles andere hat er keine Kraft momentan.
Für uns Außenstehenden ist das schwer zu verstehen..

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Ich bin leider genau in derselben Situation.
Mein Partner hat sich vor paar Tagen auch wegen einer depression von mir getrennt.

- Er kann meine Bedürfnisse nicht stillen.
- Er könne mir noch nicht mal zusagen, dass wir uns 1 mal die Woche sehen. Selbst der whatsapp kontakt wäre zu viel
- Er hat keine Kraft mehr. Die muss für seinen Sohn reichen
- Er ist an einem Punkt in seinem Leben an dem er nicht mehr weiter weiß
- Ich hätte kein Verständnis für ihn

Ich muss dazu sagen, dass ich sehr viel Verständnis hatte. 2/3 Wochen als nicht gesehen. Er hat ständig treffen abgesagt. Und ist nie ans Telefon gegangen.
Und irgendwann wars zu viel.

Ich durfte nicht mehr vorbeikommen... nichts.
Er möchte alles mit sich selbst ausmachen.

Und irgendwann kommt der Punkt an dem man sagt: WILL ICH DAS? möchtest du die Ablehnung? möchtest du dich so sehr selbst aufopfern und warten? Meiner nimmt sich nämlich keine Hilfe.

Wunden lecken und weiter geht's. Ich breche immer noch in Tränen aus. Aber wir haben doch auch Bedürfnisse.