Kann plötzlich ein Kinderwunsch kommen?

Hallo liebe Community,
Vielleicht bin ich total falsch hier, weil es bei mir um einen NICHT vorhandenen Kinderwunsch geht… ich hoffe ich verletze hier niemanden, aber ich weiß nicht wo ich sonst Meinungen dazu bekommen kann.
Ich bin fast 34 Jahre alt. Ich konnte mir nie vorstellen Kinder zu bekommen. Ich liebe es Kinder um mich zu haben, bin Kinder Physiotherapeutin und immer die erste die mit Kindern spielt und kuschelt, wenn welche da sind :D wenn ich anderen gesagt habe, dass ich mir das gar nicht so vorstellen kann Mutter zu sein, wurde mir immer gesagt: Was?! Du bist doch die geborene Mutter, so wie du mit Kindern umgehst, du hast das so natürlich in dir!! Dann habe ich mich immer total gefreut und dachte: ok Vll kann ich das ja doch irgendwann und der Wunsch kommt irgendwann.
Jetzt bin ich 33 und immer wenn ich Fotos von Schwangeren sehe oder Geburten, denke ich: das bin einfach nicht ich, also ich sehe mich da nicht. Ich bekomme direkt so eine Beklemmung bei dem Gedanken.
Ich bin als Person sehr eigenständig, freiheitsliebend, ich schlafe gerne aus und mache einfach gerne mein Ding. Das passt alles irgendwie nicht zu Kindern. Und diese Vorstellung ein Kind in mir zu haben, diese emotionale Nähe und komplett für ein anderes Wesen verantwortlich zu sein, kann ich mir einfach nicht vorstellen.
Ich war allerdings schon immer mit allem ein spätzünder. Aber es kam mir jetzt schon öfter der Gedanke: ok Vll bin ich nur mit Kindern im Beruf so gerne zusammen und das war’s dann.
Kann es sein, das auch erst später, also mit Ende 30 ein Kinderwunsch entsteht? Oder will ich einfach (warum auch immer) nicht akzeptieren, dass ich Vll einfach nicht der Mutter Typ bin?
Hat jemand von euch eine ähnliche Geschichte und dann doch noch einen Kinderwunsch entwickelt?
Ich weiß, dass mir hier niemand eine Antwort geben kann was in der Zukunft sein wird, aber es würde mich einfach interessieren ob das auch später und ganz plötzlich kommen kann.
Danke schon mal!

1

Meiner kam erst bei einer Ups-Schwangerschaft die leider in MA endete.

Bist du in einer festen Partnerschaft?

2

Ja und mein Partner will unbedingt Kinder. Deswegen stresst es mich auch, weil ich nicht weiß ob ich die Beziehung lieber beenden soll, weil ich ihm keine richtige Antwort geben kann, nur dass ich es mir generell eher nicht vorstellen kann. Will ihm nicht die Möglichkeit nehmen eine Familie zu gründen. Wir waren auch schon häufiger unvorsichtig.. mir kam auch schon mal der Gedanke, wenn es sein sollte, wäre es vielleicht schon geschehen…

3

Hallo ☺️

Ich liebte Kinder auch immer schon. Wollte früher auch immer Pädagogik studieren, habe es geliiieeebt zweifache Tante zu sein usw. Aber dennoch war der Kinderwunsch meine Ex-Partners einseitig... Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, obwohl alle "Rahmenbedingungen" passten.

Einige Jahre später, vor knapp 2 Jahren, keimte da doch dieses Gefühl auf und dann ging es wirklich sehr, sehr schnell und ich konnte es kaum abwarten loszulegen 😄😍 Es klingt abgedroschen und gilt ganz bestimmt nicht für jeden, aber vielleicht war es der für mich perfekte Partner, der den Funken unbemerkt zum Überspringen gebracht hat.

Bearbeitet von Nadinka
4

Erstmal: es ist völlig okay das nicht zu fühlen! Auch Frauen dürfen sich aktiv gegen Kinder entscheiden und es ist gut, wenn man sich das genau überlegt, ob man Kinder möchte. Es ist eine lebensverändernde Entscheidung.
Ich war auch lange nicht sicher, ob ich überhaupt welche will, war frei, bin viel gereist und war auch gern mal allein. Dann bekam mein Bruder ein Kind und ich wurde Tante. Zu meiner Nichte hatte ich direkt ein sehr enges Verhältnis. Als dann der „richtige“ Mann kam, kam auch der Wunsch nach einem Kind bei mir. Das war mit 32.
Höre auf dein Bauchgefühl und wenn das laut „Nein“ sagt, würde ich keine bekommen. Ich würde auch dem Partner offen kommunizieren, dass du es (vielleicht noch) nicht fühlst und es vielleicht auch nie möchtest. Dann kann er entscheiden, ob er ein eventuelles Leben ohne Kinder möchte. Ich finde es beim Kinderwunsch mega wichtig, dass beide 100% commited sind. Ist das nicht gegeben, sind Probleme vorprogrammiert und die kommen mit Kindern sowieso schon ☺️
Lass dir Zeit, hör auf das Bauchgefühl und lass dich nicht unter Druck setzen. Alle Gefühle sind ok und haben ihre Berechtigung.

5

Ich wollte auch lange keine Kinder.
Jedes Wochenende beim Ausschlafen feierte ich, dass ich alleine bin und auf niemanden Rücksicht nehmen muss.
Ich arbeite auch mit Kindern und das auch wirklich gerne, aber ich habe mich selbst nicht als Mutter gesehen.

Als ich dann schwanger wurde (Pille gewechselt, vorzeitiger Eisprung) aus Versehen, lagen meine Nerven blank. Ich wollte noch nicht Mutter sein. Ich weinte tagelang. Mein Partner freute sich und es brach ihm das Herz, meine Ablehnung zu sehen.

Abtreibung kam für mich nicht in Frage. Ich wusste, ich musste mich irgendwie damit abfinden. Ich habe mir dann professionell helfen lassen, denn ich fand es dem Kind gegenüber nicht fair. Es wurde besser und ich fing an, die Ss zu genießen.

Ich liebte dieses Kind von Tag 1 an. Es war MEIN Kind. Etwas völlig anderes, als die anderen 400 Kinder, die ich bis dahin kannte.

Mittlerweile habe ich 4 Kinder und liebe es Mama zu sein.

Ein nicht vorhandener Kinderwunsch ist absolut in Ordnung. Ich bin mir sicher, ich wäre auch ohne Kinder glücklich gewesen/geworden.
Ich will damit nur sagen, die Wege sind noch offen. Beobachte dich selbst und sprich darüber. Das hat mir damals sehr geholfen.

Bearbeitet von MareiK
6

Oha, in deinem Text erkenne ich mich wieder :) Ich schildere dir mal meinen Prozess zum Kinderwunsch, als Orientierung wie es laufen kann. Ich werde bald 37 Jahre alt und bin jetzt im 2. ÜZ. Bei mir haben mich lange Ängste zweifeln lassen, ob ich ein Kind bekommen sollte. Mit Ende 20, als das Thema das erste Mal so richtig aufkam, konnte ich das aber nicht erkennen und dachte auch: „Ich sehe mich nicht als Mutter!“
Mit der Zeit wurde ich ehrlicher zu mir und habe mich mit meinem Angstthema auseinandergesetzt. Die Frage „Will ich wirklich kein Kind oder habe ich Angst davor?“ habe ich beantwortet und mich an den aktiven Kinderwunsch herangetastet. Mal schauen, ob es klappt ☺️ Durch meinen „langen Weg“ habe ich allerdings auch die Vorzüge eines kinderfreien Lebens erfahren. Dadurch bin ich jetzt auf dem Stand: Ich würde mich über ein Kind sehr freuen, aber wenn es nicht klappt, habe ich dennoch ein schönes Leben.

Bei dir kann es ganz anders sein. Die Norm, dass Frauen Mütter werden sollen, ist leider stark und setzt unentschlossene Frauen unter Druck. I feel you. Die ständige Angst, die falsche Entscheidung zu treffen.

Ich wünsch dir Alles Liebe!

8

Die letzten Jahre dachte ich immer: du hast nur so viel Angst davor und deshalb kannst du dir das nicht vorstellen. Das geht irgendwann weg, wenn du älter wirst. Und jetzt habe ich mittlerweile das Gefühl: da ist auch viel Angst, aber auch so ein Gefühl von „ich will einfach nicht“ oder „das bin einfach nicht ich“
Irgendwie macht mich das aber total traurig, weil ich so dieses Bild immer von mir im Kopf hatte, dass das noch kommt. Es schmerzt irgendwie das (vielleicht) loszulassen

9

Ich kann dich gut verstehen. Es scheint so, als würdest du mit einem Kinderwunsch etwas Schönes und Hoffnungsvolles verbinden. Auch weil dein Partner es sich so wünscht. Dann aber ehrlich zu sein und zu merken, dass es sich auch irgendwie falsch anfühlt, ist hart. Und verwirrend. Du darfst dir Zeit nehmen, da in aller Ruhe hinzuschauen.

7

Früher, als Teenie und mit Anfang 20, war mir immer klar : ich werde Mutter.
Das war aber nur so, weil man es eben so macht und absolut nicht durchgedacht.

Mit Mitte 20 konnte ich es mir dann gar nicht mehr vorstellen. So viele Freiheiten aufgeben um dafür lebenslange Sorge um den eigenen Nachwuchs zu bekommen unddazu fand ich die Vorstellung so einen " Parasiten " in mir zu haben einfach unheimlich.

Das verschwand mit 30.
Mein Mann und ich sind glücklich, hatten viele schöne Urlaube, gemeinsame Erlebnisse und einfach viel Zeit um vor sich hin zu leben.
Da kam der Wunsch dann nach und nach angeschlichen.
Habe dem Braten nicht getraut und ein paar Monate gewartet bis ich meinem Mann meine Gedanken mitgeteilt habe und ihn ging es da ganz ähnlich.

Aktuell bin ich schwanger und freue mich sehr auf den neuen Lebensabschnitt.

10

Hallo,

natürlich ist es auch in Ordnung, keine Kinder zu wollen.

Allerdings ist ein Kinderwunsch oft auch etwas Ambivalentes. Kenne ich von mir und auch von einigen Freundinnen, die ehrlich darüber reden. Besonders, wenn man schon in den 30ern angekommen ist und sich ein recht angenehmes kinderloses Leben aufgebaut hat, ausgeprägte Vorlieben entwickelt hat und da einiges ist, das man aufgeben oder zumindest modifizieren müsste.

Ich frage mich auch oft, ob wir überhaupt evolutionär eingeplant so etwas wie einen Kinderwunsch haben oder das eine rein psychische Sache ist, die manche entwickeln und manche nicht... Verhütungsmittel gibt es nämlich erst viel zu kurz, als dass die Evolution sich daran anpassen hätte können, und evolutionär gesehen reichte der Wunsch nach Sex, damit sich die Menschheit fortpflanzt. Ein im Kopf oder Herzen entwickelter Kinderwunsch, der dann noch über Monate oder Jahre vorbereitet, geplant und dann bei den idealen Umständen versucht wird in die Tat umzusetzen, das ist menschheitsgeschichtlich etwas sehr Neues.

Also das mal zum Hintergrund.

Dann zu mir: so, wie du dich beschreibst, bist du wesentlich kinderlieber als ich. Also ich liebe es nicht, irgendwelche Kinder um mich zu haben, die meisten finde ich laut, anstrengend und nervig. Schon immer. Ich schwärme auch nicht für Schwangerschaften, Geburten oder Neugeborene, noch nie. Also hätte ich es davon abgeleitet, hätte ich kein Kind bekommen.

Ich habe aber eine knapp 3-jährige Tochter und ich liebe sie über alles und bin sehr glücklich, sie zu haben! DIESES Kind, mein Kind, das liebe ich sehr und verbringe gern Zeit mit ihr. Sie habe ich auch als Baby süß gefunden, auch wenn andere Babys mich nicht sonderlich entzücken.

Ich habe aber auch nicht ein Kind bekommen, um schwanger zu sein und ein Baby zu haben, sondern um ein Kind zu haben. Also ein menschliches Lebewesen, das von mir abstammt, das ich liebe und das mich liebt, das mir in manchem ähnelt (und mich manchmal deshalb wahnsinnig macht) und das ich durch seine Entwicklung begleiten kann... vom Baby, zum Kleinkind, zum Schulkind, zum Jugendlichen, zum Erwachsenen.

Ich wollte ein Kind, um es durch all diese Phasen zu begleiten. Die Schwangerschaft und allererste Babyphase waren für mich auf diesem Weg eher ein notwendiges Übel, aber nicht die absolute Erfüllung.

Ich rate dir also, dich bei der Entscheidung für oder gegen Kinder mit einer weiteren Perspektive zu befassen als nur mit Schwangerschaft und Babyphase. Herauszufinden, ob du eigene Kinder möchtest mit allem, was das langfristig mit sich bringt. Zum Beispiel wirst du viel, viel länger ein Schulkind haben als ein Baby... und trotzdem denken alle bei Kinderwunsch immer nur an die Babyphase. Selbst die Phase als Volksschüler ist viel länger als die Babyphase, und die Pubertät ebenso. Also möchtest du ein Kind über all diese Zeit begleiten? Möchtest du diese Art von Familie haben und irgendwann ein erwachsenes Kind?

"Ich bin als Person sehr eigenständig, freiheitsliebend, ich schlafe gerne aus und mache einfach gerne mein Ding."

Das bin ich alles auch. In gewissen Maßen geht manches davon auch mit einem Kind (umso mehr, wenn der Vater seine Aufgabe als Vater ernst nimmt, und es vielleicht noch zusätzlich Großeltern, Onkel oder Tanten oder Freund*innen zur Unterstützung gibt), aber natürlich sind Anpassungen und Einschränkungen nötig.

"Kann es sein, das auch erst später, also mit Ende 30 ein Kinderwunsch entsteht?"

Ja, kann sein, da kenne ich Beispiele. Manche sind dann sehr traurig, wenn es nicht mehr klappt oder bei einem Kind bleibt, wie eine Freundin von mir, die gerade mit IVF mit 40 noch eines geschafft hat, aber kein Geschwisterchen mehr. Odre eine andere, die mit 39 das erste, mit 43 das zweite gekriegt hat und dann traurig war, dass es kein drittes mehr geworden ist. Manche entdecken erst spät ihre Freude am Familienleben, aber das Fenster schließt sich leider irgendwann.

11

Danke schon mal an Alle für die lieben und ausführlichen Antworten!! Tut gut sich darüber auszutauschen und ganz verschiedene Beispiele zu hören wie es laufen kann! Und dass es ok ist, keinen Kinderwunsch zu haben. Unbewusst ist da glaub ich doch oft noch Scham mit dabei, da ändert sich ja gerade viel, aber es wird trotzdem noch viel suggeriert, dass eine Frau halt Kinder bekommt und das das ultimative Glück ist…