Fertilitätsnachweis so ungewöhnlich?

Ich habe bei meinem Partner nach 6 Monaten Beziehung das Thema Kinder angesprochen.
Dabei sagte ich ihm, dass ich es gut finden würde wenn er ein Spermiogramm machen lässt.
Denn ich wollte wissen ob er voll zeugungsfähig ist.
Der Hintergrund war auch schnell erklärt.
Mein vorheriger Partner hatte nach 4 Jahren Beziehung und 6 Monaten Kinderwunsch die Diagnose Azoospermie erhalten.
Da ich keine medizinische Hilfe wollte,hab ich mich getrennt.
Und mir war wichtig nicht nochmal an einen unfruchtbaren Mann zu geraten.
Meine Gynäkologin meinte, dass die Fruchtbarkeit der Männer weltweit stark abgenommen hat und jeder 2.Mann eine zumindest leicht eingeschränkte Fruchtbarkeit aufweist, jeder 8. kann ohne medizinische Hilfe kein Kind zeugen.
Daher war mir wichtig, dass ich das Spermiogramm bekomme bevor die Beziehung wirklich ernst wird.
Ich hatte mich auch untersuchen lassen, Hormone, Eileiter, Gebärmutter.
Für meinen Partner war das nicht wichtig denn er sagte, er muss nicht unbedingt Vater werden.
Immer wenn ich das erzähle sind meine Gesprächspartner verwundert bis schockiert.
Wie seht ihr das?
Warum ist das so ungewöhnlich oder sogar unzumutbar, dass ich einen Nachweis wollte dass er Kinder zeugen kann?
Ich wollte halt keinen Mann mit schlechten Spermien , andere haben andere Kriterien bei der Partnerwahl.
Könntet ihr euch das vorstellen das von einem potentiellen Partner zu verlangen?
Ich bin mittlerweile 38 und habe 2 Kinder mit meinem Partner.
Als wir uns kennengelernt haben war ich Ende 20.

Bearbeitet von Manoli
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Hallo! Der entscheidende Satz bei deinem Beitrag ist, dass du die Fruchtbarkeit wissen willst, bevor du richtig ernst machst mit der Beziehung. Das impliziert doch, dass du umgekehrt Schluss machen würdest, wenn dein Lebensgefährte eingeschränkt und nicht fruchtbar ist und auch keine medizinische Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Mich als Mann würde das massiv abschrecken und ich würde mich als Zuchthengst sehen. Als jemand, an dem die Frau mehr an den Spermien als an mir als Mensch interessiert ist. Ich verstehe voll, dass das Thema Kinderkriegen ein wichtiges Thema für dich ist und wohl in der DNA der meisten Frauen liegt - trotzdem würde ich dir das als Charakterschwäche auslegen. Nicht zuletzt definiert man eine Partnerschaft doch als ein Leben zu zweit und nicht als Zweckgemeinschaft zum Kinderkriegen. Sorry für die harten Worte.

Bearbeitet von Jojo827
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Deshalb ja am Anfang der Beziehung dieses Gespräch, das fand ich eigentlich fair.
Was ich nicht wollte, ist jahrelang eine Partnerschaft führen und dann merken dass der Partner unfruchtbar ist.
Das hätte ich auch sehr problematisch gefunden dann die Beziehung zu beenden.
Einmal hatte ich das ja getan und wollte das nicht nochmal jemandem antun.
Das konnte ich auch nicht vor meinem Gewissen vereinbaren.
Ich habe einige lange Beziehungen an ungewollter Kinderlosigkeit scheitern sehen, das wollte ich vermeiden indem ich es am Anfang kläre ob es da Einschränkungen gibt.....
Denn ich wollte weder meine noch seine Zeit verschwenden, von daher fand ich mein Vorgehen transparent und eben nicht verletzend.
Und mein Partner hatte tatsächlich kein Problem damit meinem Wunsch zu entsprechen.

Bearbeitet von Manoli
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Wie alt bist du denn?

Also ich finde es auch ungewöhnlich bis befremdlich. Würde als Mann da auch eher skeptisch sein.. Insbesondere in den 20ern 😅.

Bis 35 würde man ja auch immer 12 Monate versuchen ein Kind zu bekommen, bevor man Untersuchungen macht. Denn so lange kann es nunmal dauern.. Bei uns auch 11 Monate.

Ich würde vermutlich mich auch nicht unmittelbar von einem Mann trennen, nur weil er zeugungsunfähig ist. Daher vermutlich auch die Skepsis vieler.. Das widerspricht sich bei mir mit dem Thema "Liebe". Auch wenn ungewollte Kinderlosigkeit natürlich auch viele Menschen zur Trennung bringt - nur eben nicht nach dem Motto "ach so - du kannst keine kinder bekommen? Ja, nun.. Dann war nett dich kennengelernt zu haben".

Also für mich hat das wirklich einen Faden Beigeschmack. Man möchte als Mann (und übrigens auch als Frau, würde der Mann von der Frau vorher wissen wollen, wie es um ihre Fertilität gestellt ist) ja nicht nur der erzeuger später sein.

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Nun ja, wer hat schon wirklich Lust, nur als potentieller Zuchtbulle zu dienen? Ich verstehe den Wunsch unbedingt Kinder haben zu wollen, aber nur weil ein Typ als Spitznamen "der Sperminator" heißen könnte, sagt das nichts über seine Fähigkeiten als Vater oder Partner aus. Er könnte auch Träger eines Gendefekts sein, den man ihm nicht ansieht, den er aber an Kinder weitergeben könnte. Dann hast du zwar Nachwuchs, aber anders als du dir wünschst.

Nicht zu vergessen, nur weil man bei dir nichts gefunden hat, heißt das nicht, dass du problemlos schwanger werden und ein Kind austragen kannst. Es gibt nicht wenige Frauen, die niemals Mutter werden, obwohl organisch alles in Ordnung ist (2 im Freundeskreis). Wie würdest du es finden ausgemustert zu werden?

Aber gut, jeder muss seinen Weg finden. Es ist kein Versagen, wenn man Hilfe in Anspruch nimmt, wo es nötig ist.

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Bei mir wär da echt der Ofen aus. Ich möchte mit meinem Partner Kinder und keinen Partner zum Kinder kriegen. Daher finde ich es super befremdlich mich zu trennen weil ich keine KiWu Behandlung will weil ich eben mit diesem Partner Kinder möchte.

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Ich finde einen Kinderwunsch zu haben natürlich völlig ok. Ich kann auch verstehen, dass es ein Trennungsgrund ist, wenn ein Partner keine Kinder möchte. Aber so einen Nachweis zu verlangen und deutlich zu machen, dass für dich eine Trennung eher in Frage kommen würde als eine Kinderwunschbehandlung, fände ich auch befremdlich. Dass du zu dieser medizinischen Unterstützung nicht bereit wärst und eher den Partner aussortieren würdest, spricht nicht gerade dafür, dass es dir um DIESEN Mann geht.

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Leider sind ja längst nicht alle Behandlungen erfolgreich.
Viele Paare bleiben trotz aller Bemühungen und unter Ausschöpfung aller medizinischen Möglichkeiten kinderlos.
Hab ich oft genug gesehen, ich arbeite in einer Kinderwunschklinik und daher weiß ich genau was es bedeutet sich dieser Prozedur zu unterziehen.
Obwohl das Problem beim Mann liegt, muss die Frau die Behandlung durchführen lassen und die nicht unerheblichen Risiken tragen.
Obwohl das alles nicht nötig wäre, wenn der Mann zeugungsfähig wäre.
Wir haben Paare die seit Jahren kommen und immer noch kein Kind haben.
Ausserdem hat meine beste Freundin 10 Jahre Behandlung hinter sich, ist gesundheitlich deutlich angeschlagen und hat kein Kind bekommen.
Sie ist jetzt 42 und hat das Thema Kinderwunsch abgehakt.
Und da sie eben am Ende nicht mit einem Kind nach Hause gegangen ist, sieht sie jetzt die ganzen Opfer und Entbehrungen die sie auf sich genommen hat ...Das ganze Denken war immer nur auf den nächsten Versuch ausgerichtet, sogar Urlaube wurden abgesagt , private Planung untergeordnet und der Beruf an die Behandlung angepasst.
War es das wert? Auch finanziell?
10 Jahre nur im Kinderwunsch Modus mit Scheuklappen durchs Leben zu gehen? 40.000 Euro auszugeben?
Wo das Thema Kind alles dominiert und das Leben nur darauf ausgerichtet ist?
Sie ist im Nachhinein sehr traurig dass sie 10 Jahre so viel verpasst hat, nicht offen war für andere schöne Dinge des Lebens.

Bearbeitet von Manoli
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Das kann ich total nachvollziehen! Aber das Thema medizinische Unterstützung von Anfang an auszuschließen und stattdessen sofort den Partner aussortieren? Find ich seltsam. Man kann ja wenigstens gemeinsam rausfinden woran es liegt, manchmal helfen ja auch ,,Kleinigkeiten". Wenn nicht muss man sich natürlich irgendwann überlegen was man bereit ist mitzutragen und wo die eigenen Prioritäten liegen.

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Du bist aber mit den Mann zusammen geblieben und hast inzwischen 2 Kinder, richtig? Hat er sich denn damals brav testen lassen?
Einen Mann rein nach der Zeugungsfähigkeit zu wählen, klingt halt sehr nach Zuchtbulle, deshalb ist deine Umgebung wohl irritiert gewesen.
Nach 6 Monaten kann man vielleicht die Spermien beurteilen, aber doch nicht ob der Typ Vatermaterial ist.

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Nein, ob ich Kinder mit ihm wollte, konnte ich natürlich da noch nicht wissen, aber ich wusste dass er Stand jetzt zeugungsfähig ist.
Wäre das Ergebnis negativ gewesen, hätte ich das auch nicht weiter rausfinden wollen ob er als Vater in Frage kommt.
Zwei Jahre später wurde ich geplant schwanger, da kannten wir uns 2einhalb Jahre.
Mittlerweile leben wir getrennt aber ein guter Vater ist er.

Bearbeitet von Manoli
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Wie würdest du dich fühlen wenn es umgekehrt wäre? Wenn ein Mann dich danach fragen und eventuell aussortieren würde?
Da hast du deine Antwort :)

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Natürlich müsste ich damit leben.
Kann ja nichts erwarten was ich selbst nicht bereit bin zu liefern.
Ich könnte verstehen wenn ein Mann eine Frau möchte die Kinder bekommen kann.
Und die aussortiert die das nicht kann.
Völlig legitim.
Ich muss ja auch damit leben aus anderen Gründen als Partnerin nicht in Frage zu kommen weil ich bestimmte andere Vorstellungen nicht erfülle oder Eigenschaften nicht habe.

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Ich finde es wirklich faszinierend, dass du nicht sehen kannst, was viele an deinem Vorgehen problematisch finden.

Zeigen auch deine Antworten. Das ist auf eine bestimmte Art "kalt".

Das Ding ist "zeugungsfähig" ist keine Einstellung oder Vorstellung, nicht mal ein Charakterzug oder ein äußerliches Merkmal.

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Ich glaub, viele finden das so befremdlich, weil es in dem Augenblick gar nicht mehr um den Menschen als Partner geht, sondern nur noch darum, ob sein Sperma brauchbar ist oder nicht. Er wird dadurch austauschbar und an seiner Persönlichkeit scheint dir demnach nichts zu liegen. So wirkt es und ich glaube verstanden zu haben, dass du es auch so meinst. Korrigiere mich sonst gern. DAS ist halt ein Modell, was viele nicht nachvollziehen können. Die meisten Menschen gehen Beziehungen aus Liebe ein und versuchen solche Widrigkeiten zusammen zu meistern und sich gegenseitig halt zu geben, wenn es nicht klappt. Da prallt halt bei dir deren Verständnis von Beziehung gegen Ihres.

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Wenn du wirklich in einer Kinderwunschklinik arbeitest weißt du ja selber, dass Spermiogramme in der Regel nur Momentaufnahmen sind und für eine künstliche Befruchtung im Abstand von drei Monaten wiederholt werden müssen. Selbst das sagt dir aber kaum etwas darüber, wie das ganze in zwei Jahren aussieht.

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Das ist mir bekannt.
Aber eine Azoospermie verbessert sich nicht und eine Tetra- Astheno- Oligozoospermie auch nicht mehr so , dass es ohne ICSI geht
Leichtere Einschränkungen können manchmal wieder verschwinden, durch kleinere OPs, Supplemente, Lebensstil Änderung, Rauchen aufgeben etc.
Aber o.g Fälle sind durch diese Maßnahmen nicht in Frage Griff zu bekommen.

Bearbeitet von Manoli
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Vielleicht wäre eine Samenspende etwas für dich. Der Kinderwunsch steht ja im Mittelpunkt und der Partner ist nur Mittel zum Zweck. Das ist dem potentiellen Partner gegenüber unfair.